Die Sternbuben in der Großstadt

Die Sternbuben
in der Großstadt

Eine heitere Geschichte
von
Josephine Siebe

Mit vier farbigen Vollbildern von Ernst Kutzer

Stuttgart
Verlag von Levy & Müller

Nachdruck verboten.
Alle Rechte, insbesondere das Übersetzungsrecht, vorbehalten.

Druck: Christliches Verlagshaus, G. m. b. H., Stuttgart.


Erstes Kapitel.

Reisepläne auf der Löwengasse.

Im Silbernen Stern zu Breitenwert stand Mina inder großen Küche und — wunderte sich.

Mina, die schon zwanzig Jahre in dem altberühmtenGasthaus diente, war eigentlich nie eine Minutemüßig, aber jetzt stand sie am Herd, ließ die Töpfeüberkochen und sagte nur immerzu: „Jemine, nein,so etwas, jemine, jemine!“

Käthle, die Zweitmagd, hielt beim Hühnerrupfeninne und sah ihre ältere Genossin verdutzt an. So einGewundere war ihr noch nicht vorgekommen. „Sagdoch, was ist, was soll das Jeminegerufe?“ fragtesie neugierig.

Da tat Mina einen kellertiefen Seufzer und sprachmit einer Stimme wie eine Brummglocke: „UnsereBübles sollen nächste Woche verreisen!“

„Waaas?“ Käthle sperrte Augen und Mund weitauf, vergaß das Hühnerrupfen und schüttelte vor Verwunderungden Kopf, als wäre sie ein Apfelbaum, vondem just ein paar Äpfel herunterpurzeln müßten.

„Ja, ja, guck mich nur net an, als wäre ich einGespenst!“ rief Mina barsch. „Unsere Bübles verreisen— nach Leipzig.“

Mina seufzte, Käthle seufzte. Mina aus Sorgen,Käthle, weil sie die Sache nicht verstand, auch nichtwußte, wo dies Leipzig lag. Auf dem Monde vielleicht!Wer konnte alle Städte in der Welt kennen.Aber schließlich schwätzte Käthle lieber als zu seufzen;sie ermahnte daher Mina: „Erzähl doch, warum müssensie verreisen? Ist’s gar eine Strafe?“

„Bewahre, eine Belohnung! Eingeladen sind sievon einer reichen, vornehmen Dame. Mathes ist ihrPatchen. Ach jemine, die kennt doch unsere Büblesnet, die weiß net, was das für Stricke sind!“

„Jetzt sind sie doch brav!“ rief Käthle entrüstet.

„Na, na!“ Mina sah gar nicht aus, als glaubesie sehr an der Bübles Bravheit, und das war nichtnett von Mina, denn die ganze Löwengasse, in der derSilberne Stern stand, fand, die Sternbübles, Mathesund Peter Hinz, wären jetzt sehr brav. Früher, na ja,da war es etwas anders gewesen, aber seit einemhalben Jahre ließ sich gegen die beiden wahrlich nichtssagen. Und jetzt behaupteten die Buben sogar, siewürden ein gutes Zeugnis aus der Schule heimbringen.Und dann durften sie reisen.

Während Mina seufzte, Käthle fragte und dieTöpfe zischten und brodelten, standen die beiden Bubenmitten auf der Löwengasse und erzählten ihren Kameraden

...

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