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Meyers Volksbücher.

Der Landjunker.

Ein Lustspiel in fünf Aufzügen
von
Denis Von-Wisin.

Aus dem Russischen übertragen von Friedrich Fiedler.

Leipzig.
Bibliographisches Institut.

Vorbemerkung.

Die Vorfahren Von-Wisins waren ein deutsches Rittergeschlecht,das zum Orden der Schwertbrüder gehörte und sichvon Wiesen schrieb. Ein Baron Peter von Wiesen geriet imKriege Iwans des Grausen mit Livonien in russische Gefangenschaftund kehrte nicht mehr in sein Heimatland zurück. SeineNachkommen russifizierten sich vollständig, so daß sie sogar ihrendeutschen Familiennamen verleugneten. – Unser Dichter, „derKönig der Satire“, wie ihn Puschkin im „Jewgenij Onjegin“nennt, Denis Iwanowitsch Von-Wisin, wurde am 3. April 1745zu Moskau geboren und studierte an der Petersburger Universität.1763 erhielt er eine Sekretärstelle beim KabinetsministerI. P. Jelagin und 1769 eine solche beim Grafen Nikita IwanowitschPanin, dem Minister des Auswärtigen und Erzieher desThronfolgers Paul. Vorher noch – 1766 – hatte Von-Wisindie Komödie „Der Brigadier“ veröffentlicht, in welcher er dieSucht der bessern russischen Stände nach allem Ausländischenund ihre Verachtung des Einheimischen scharf geißelt. Am 24.Sept. 1782 gelangte „Der Landjunker“ zur ersten Aufführungund fand einen ungewöhnlichen Beifall: das begeisterte Publikumwarf klirrende Geldbeutel auf die Bühne, und Potjomkinsoll nach der Vorstellung zum Verfasser gesagt haben: „Stirb,Denis, oder schreibe nichts mehr!“ Zehn Jahre darauf, in denersten Tagen des Dezembers, wurde Von-Wisin auf dem Friedhofdes Alexander-Newskij-Klosters zu St. Petersburg zu Grabegetragen.

Ein „Njedorosslj“ (wörtlich: Minderjähriger) hieß im vorigenJahrhundert jeder Adelige im Alter von 12-17 Jahren. EinemUkas Peters I. zufolge wurde ein solcher schon bei seiner Geburtin den Staatsdienst eingeschrieben und mußte sich hierzu nachErlangung eines gewissen Bildungsgrades melden. Ein Landjunker,der kein Zeugnis über Elementarbildung vorweisenkonnte, verlor das Recht – zu heiraten. Derjenige, welcher sichnicht freiwillig zum Dienst meldete, wurde laut einem Ukas derKaiserin Elisabeth unter die Soldaten und Matrosen gesteckt.Auch Katharina II. hoffte solcherart – vielfach vergebens – denrussischen Adel moralisch zu heben.

Der namhafte Kritiker, Fürst Pjotr Andrejewitsch Wjasemskij,Von-Wisins Biograph, sagt vom „Njedorosslj“ –: „Diese Komödieist nicht nur ein schönes Musenerzeugnis, sondern auchein patriotisches Verdienst.“ In der That: im „Landjunker“ besitzenwir ein litterarisches Denkmal von kulturhistorischer Bedeutung,insofern das Stück ein treues Bild der russischen Gutsbesitzerschaftjener Zeit bietet und die liberal-humanen ReformenKatharinas II. kräftigst unterstützt hat; die Komödie gab dasSignal zu einer Reihe in administrativer Hinsicht tendenziösgefärbter Dramen, und auf den „Landjunker“ muß auch derUrsprung der modernen russischen Sittenkomödien zurückgeführtwerden. Der „Njedorosslj“ ist das erste Nationallustspiel derRussen und erscheint hier zum erstenmal in fremdsprachlichemGewand.

F. F.

Personen.<
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