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Einfache Erzählung
von dem
schrecklichen Absturze des Schrofenberges
und der
dadurch erfolgten Verwüstung
bei
Brannenburg
im August 1851.

Zum Beßten der Verunglückten.


(Aus dem Oberbayerischen Archive Bd. XIV. Heft 1 besonders abgedruckt.)

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München, 1852.

Druck der Dr. C. Wolf'schen Buchdruckerei.

[Seite 3] Südlich von Brannenburg, etwa 1000 Fuß höher als das Dorf, steht derniedrigste unserer Vorberge, der Schrofen genannt. Er besteht auslauter Gerölle, und hinter ihm und in seiner Höhe mit ihm zusammenhängendist ein tiefer Sumpf, das Bärnmoos, dessen Feuchtigkeit das vorstehendeGerölle lockert und zum Abfalle geneigt macht, und auch oft genug schon zumwirklichen Abfalle gebracht hat.[A] [Seite 4] Am Fuße dieses Berges ist einekleine Ebene, genannt „die Schön“, die aber mehr einer steinigen Wüstegleicht, vielleicht vor mehreren [Seite 5] hundert Jahren schön und nur durchoftmalige Abfälle verwüstet ward; wenigstens deutet der Name „Sagbruck“ —eine nahe dabei befindliche schlechte Brücke — auf einen früher besserenZustand dieses Terrains; denn wahrscheinlich kömmt dieser Name von einerSägemühle, die einst an diesem Platze stand.

Durch diese kleine Ebene fließen zwei Bäche, der Saubach, der am Fuße desSchrofen heraus quillt, und von dem das Dorf Brannenburg sein Trinkwasserfür Menschen und Vieh in Deichen herableitete, und der Kirchbach, deretwas mehr südwestlich von der Rampold-Alpe kömmt. Beide Bäche vereinigensich nahe oberhalb der Sagbruck, und nehmen dann vereinigt den Namen„Kirchbach“ an.

Seit unfürdenklichen Zeiten ist man hier gewöhnt, größere oder kleinereStücke des Schrofenberges abfallen zu sehen oder nächtlicher Weile zuhören, und das sonderbare Getöse eines solchen Falles hat schon Manchennicht wenig Schrecken gemacht, besonders wenn man nicht an den Schrofendachte, oder von dessen Abfällen nichts wußte. Die Tradition hat noch bisjetzt zwei große Abfälle dieses Berges im Andenken erhalten, den einen i.J. 1610, eben ein Jahr vor der Pest, welche unsere Gegend von Flinsbach,Tegerndorf, Brannenburg und Holzhausen fast ganz entvölkerte, den andern umdas Jahr 1770, also gerade vor der bekannten großen Theuerung. Diesesletzteren Bergsturzes erinnert sich noch gut unsere alte 92-jährigeMeßners-Wittwe, Annastasia Kiau, und wie man da mit dem hochwürdigsten[Seite 6] Gut in großer Prozession hinauf gegangen sei bis zum Hagerer, Gottum Abwendung der drohenden Gefahr zu bitten.

Anfangs Oktobers 1816, als die große Theurung (leider eine Wuchertheurung)eintrat, erlebte der Schreiber dieser Zeilen selbst einen ähnlichenBergabfall, zwar nicht unmittelbar vom Schrofen, aber doch im nämlichenBerggehänge, nur einige hundert Schritte weiter südöstlich gegen denBauerhof Hölnstein hinüber. Der wiederholte, oft heftige Regen jenesJahres hatte das Erdreich in einer Sinke des Breitenberges ganz erweichtund eine ungeheure Masse Erde und Steine durch den tiefen und breitenHölnsteiner Graben herab geschlämmt. Langsam, kaum dem Auge bemerkbar,bewegte sich die Schlamm-Masse die steile Höhe herab

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