GEGEN DEN STRICH.

GEGEN DEN
STRICH

(À REBOURS) VON
J. K. HUYSMANS

AUTORISIERTE UEBERSETZUNG
VON M. CAPSIUS

1897

IM VERLAG VON SCHUSTER
U. LÖFFLER BERLIN

Ich muss mich über die Zeithinaus belustigen ..., obwohlmeine Freude der Welt ein Greuelist, und ihr Stumpfsinn gar nichterfasst, was ich sagen will.

Busbrock, l’Admirable.

EINLEITUNG.

Wenn man nach den Porträts urteilen sollte,die im Schloss Lourps aufbewahrt werden,so müsste die Familie Floressas des Esseintes inalten Zeiten aus athletischen alten Haudegen undrauhen Kriegsmannen bestanden haben.

Gedrängt und eingeengt in ihre alten Rahmen,die sie mit ihren breiten Schultern gänzlich ausfüllen,könnten sie uns mit ihren starren Augen,den à la yatagans gedrehten Schnurrbärten undihrer mit gewölbtem Panzer bedeckten Brustnahezu erschrecken.

So sahen die Ahnen der berühmten Familiedes Esseintes aus; die Bilder der Nachkommenfehlen, da die Reihenfolge unterbrochen. Eineinziges Gemälde dient als Mittelglied, Vergangenheitund Gegenwart verbindend. Es war diesein gar eigentümliches, schlaues Gesicht mit bleichen,schlaffen Zügen, die Backenknochen wierot punktiert, das Haar wie angeklebt und vonPerlen durchflochten, mit ausgestrecktem, geschminktemHals, der aus den tiefen Falten einersteifen Krause hervortritt.

Schon auf diesem Bilde eines der intimstenVertrauten des Herzogs von Epernon unddes Marquis d’O machten sich die Gebrecheneiner untergrabenen Gesundheit wie der Einflussdes lymphatischen Blutes bemerkbar.

Der Verfall dieser Familie hatte zweifellosseinen regelmässigen Verlauf genommen; die Verweichlichungder männlichen Linie war immermehr hervorgetreten, und als ob die des Esseintesdas Werk der Zeit hätten selbst vollenden wollen,hatten sie während zweier Jahrhunderte ihreKinder unter sich verheiratet, wodurch der Restihrer Kraft in naher verwandtschaftlicher Verbindungnoch mehr geschwächt worden war.

Von dieser einst so zahlreichen Familie,welche fast das ganze Gebiet von Isle-de-Franceund Brie bewohnte, lebte nur noch ein einzigerNachkomme, der Herzog Jean, ein schmächtigerjunger Mann von dreissig Jahren, blutarm undnervös, mit eingefallenen Backen, kalten stahlblauenAugen, gerader feiner Nase und dürrenschmalen Händen.

Durch ein seltsames Vorkommnis der Vererbunghatte dieser letzte Sprosse eine ganzauffällige Ähnlichkeit mit dem Urahnen, von demer den spitzen Bart von ausserordentlich hellemBlond und den doppelsinnigen Ausdruck des sehrermüdeten und doch lebendigen Gesichtes hatte.

Seine Kindheit war eine traurige gewesen;bedroht von Skrofeln und heimgesucht von hartnäckigenFiebern war er dennoch mit Hülfefrischer Luft und Pflege so weit gediehen, dass erdie Klippen der Reifezeit übersch

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