Nikolaus Gogol
Briefwechsel

Nikolaus Gogol
Sämmtliche Werke
In 8 Bänden

Herausgegeben
von
Otto Buek

Band 7

München und Leipzig
bei Georg Müller
1913

Nikolaus Gogol

Aus demBriefwechselmit meinen Freunden

Herausgegeben
von
Otto Buek

München und Leipzig
bei Georg Müller
1913

Vorrede

Ich lag an einer schweren Krankheit danieder;schon war ich dem Tode nahe. Da raffte ichmeine letzten Kräfte zusammen, die mir nochblieben, benutzte den ersten Augenblick, wo ich michim vollen Besitz meiner Geisteskräfte befand, und schriebmein geistiges Testament nieder, in dem ich unter andermmeinen Freunden die Pflicht auferlegte, nach meinemTode einige von meinen Briefen herauszugeben.Damit hoffte ich wenigstens einen Teil der Schuld sühnenzu können, die ich durch die Wertlosigkeit alles dessen, wasich bisher geschrieben hatte, auf mich geladen hatte, dennmeine Briefe enthielten nach dem Urteil derer, an diesie gerichtet waren, weit mehr solche Gedanken, deren dieMenschen bedürfen, die ihnen not tun, als meineWerke. Gottes himmlische Güte wandte die Hand desTodes von mir ab. Ich bin beinahe wiederhergestelltund ich fühle mich wieder besser. Dennoch aber empfindeich, wie schwach meine Kräfte sind, und diesmahnt mich jeden Augenblick daran, daß mein Lebenan einem Haar hängt, und nun, wo ich mich zu einerweiten Reise ins Heilige Land rüste, die meiner Seeleein Bedürfnis ist und während deren mir vieles zustoßenkann, fühle ich den Wunsch, meinen Landsleutenbeim Abschied etwas von mir zu hinterlassen. So wähleich denn selbst alles aus meinen letzten Briefen, die ichwieder in meinen Besitz bringen konnte, aus, was sichauf solche Fragen bezieht, die die Gesellschaft gegenwärtigam meisten beschäftigen, lasse alles beiseite, waserst nach meinem Tode Sinn und Inhalt erhaltenkann, und scheide alles aus, was nur für wenige vonBedeutung sein könnte. Dazu füge ich noch zwei oderdrei literarische Aufsätze hinzu, und endlich lege ichdem Ganzen noch mein Testament bei, auf daß dieses,wenn mich der Tod unterwegs ereilen sollte, als durchalle meine Leser bezeugt und verbürgt, sogleich rechtmäßigin Kraft trete.

Mein Herz sagt mir, daß mein Buch einem wirklichenBedürfnis entspricht und daß es vielleicht voneinigem Nutzen sein kann. Ich glaube dies nicht deshalb,weil ich eine zu hohe Meinung von mir habe undweil ich mir zutraue, Nützliches wirken zu können, sondernweil ich noch niemals so innig von dem Wunschebeseelt war, etwas Nützliches zu vollbringen, wie heute.Für uns Menschen genügt es schon, wenn wir die Handausstrecken, um zu helfen; die eigentliche Hilfe aberkommt nicht von uns, sondern von Gott, der seine Kraftvon oben auf uns herabsendet und sie dem ohnmächti

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