Anmerkungen zur Transkription

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Der Musterknabe

Der Musterknabe

Ein Roman aus Masuren

von

Fritz Skowronnek

Verlagssignet

Otto Janke / Verlag / Berlin

Alle Rechte, besonders das derÜbersetzung, vorbehalten
Copyright 1924 by Otto Janke, Berlin

[S. 7]

1. Kapitel

Langsam senkte sich der Abend hernieder. Die Sonne stand tief imWesten, von starken Dunstmassen so verschleiert, daß man ungeblendetin die große, brandrote Scheibe blicken konnte. Von Osten her warein schwacher Wind aufgesprungen, der etwas Kühlung brachte. SeineKraft reichte jedoch kaum hin, die Oberfläche des Sees zu kräuseln.Strichweise nur liefen winzige Wellen, vom Volksmund „Katzenpfoten“genannt, über den glatten Spiegel. Dazwischen lagen weite Strecken desmächtigen Sees so glatt da, als hätte sich Öl über seine Oberflächegebreitet.

Zahllose kleine Kreise, die fortwährend aufsprangen und spurlosverzitterten, wenn sie die Größe eines Tellers erreicht hatten,zeigten, welch’ reiches Leben das Gewässer barg. Myriaden kleinerFischlein schossen blitzschnell dicht unter der Oberfläche durch dasklare Wasser und schnappten nach den langbeinigen Mücken, die sorglosim[S. 8] Abendsonnenschein tanzten. Ab und zu schoß ein Raubfisch von untenzwischen die Menge. Dann sprangen die Geängstigten zu Hunderten miteinem jähen Ruck aus dem Wasser empor, um dem Verderben zu entrinnen.

In dem dichten Schilf, das im Windhauch hin und her wogte, stand einkleiner Kahn. Nur seine Spitze ragte in das freie Wasser hinaus. Darinsaß ein großer, starker Mann, der fleißig die Angelruten handhabte. Einbreitrandiger Basthut saß auf dem vollen, leichtergrauten Haar. In demfreundlichen Gesicht blitzten lustig die klugen Augen, die unablässigvon einer Angel zur anderen wanderten. Da — — jetzt versank langsameiner der Korkschwimmer. „Das Raubzeug ist heute gefräßig,“ murmelteder Angler vor sich hin, „aber mein Vorrat an Würmern neigt sich zumEnde, ihr werdet fortan, wie ich euch kenne, auch mit kleineren Happenvorlieb nehmen.“ Mit starkem Ruck zog er die Angel in die Höhe, derFisch saß am haken, ein starker Barsch, der sich heftig im Wassersträubte, bis er an den Kahn gezogen und mit dem Käscher hineingehobenwurde.

Vom Dorf her kam schwatzend und lachend eine ganze Schar kleiner Knabenund Mädchen.[S. 9]...

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