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Mit 176 Holzschnitten
nach Originalzeichnungen
von
Ludwig Richter
Hesse & Becker Verlag, Leipzig
Es war einmal ein Schneiderlein, das saß in einerStadt, die hieß Romadia; das hatte auf eineZeit, da es arbeitete, einen Apfel neben sichliegen, darauf setzten sich viele Fliegen, wie das Sommerszeitenso gewöhnlich, die angelockt waren von dem süßenGeruch des Apfels. Darob erzürnte sich das Schneiderlein,nahm einen Tuchlappen, den es eben wollte in die Hölle6fallen lassen, schlug auf den Apfel, und befand im Hinsehn,daß damit sieben Fliegen erschlagen waren. Ei, dachte bei sichdas Schneiderlein, bist du solch ein Held?! Ließ sich stracklicheinen blanken Harnisch machen, und auf das Brustschild mitgoldnen Buchstaben schreiben: Sieben auf einen Streich.Darauf zog das Schneiderlein mit seinem Harnisch angetanumher auf Gassen und Straßen, und die es sahen,vermeinten, der Held habe sieben Männer auf einen Streichgefällt, und fürchteten sich.
Nun war in demselben Lande ein König, dessen Lobweit und breit erschallte, zu dem begab sich der fauleSchneider, der gleich nach seiner Heldentat Nadel, Schereund Bügeleisen an den Nagel gehangen, trat in den Hofdes Königspalastes, legte sich alldort in das Gras undentschlief. Die Hofdiener, so aus- und eingingen, denSchneider in dem reichen Harnisch sahen, und die Goldschriftlasen, verwunderten sich sehr, was doch jetzt, zuFriedenszeiten, dieser streitbare Mann an des Königs Hoftun wolle? Er deuchte sie ohne Zweifel ein großer Herrzu sein.
Des Königs Räte, so den schlafenden Schneider gleichfallsgesehen, taten solches Sr. Majestät, ihrem allergnädigstenKönig, zu wissen, mit dem untertänigsten Bemerken,daß, so sich kriegerischer Zwiespalt erhebe, dieserHeld ein sehr nützlicher Mann werden und dem Landegute Dienste leisten könne. Dem König gefiel diese Redewohl, sandte alsbald nach dem geharnischten Schneider,und ließ ihn fragen, ob er Dienste begehre? Der Schneiderantwortete, eben deshalb sei er hergekommen, und bätedie Königliche Majestät, wo höchstdieselbe ihn zu brauchengedächte, ihm allergnädigst Dienste zu verleihen. DerKönig sagte dem Schneiderlein Dienste zu, verordnete ihmein stattliches Losament und Zimmer, und gab ihm eine7gute Besoldung, von der es, ohne etwas zu tun, herrlichund in Freuden leben konnte.
Da währete es nicht lange Zeit, so wurden die Ritterdes Königs, die nur eine karge Löhnung hatten, dem gu