1913
KURT WOLFF VERLAG • LEIPZIG
Dies Buch wurde
gedruckt im August 1913 als neunter
Band der Bücherei „Der jüngste Tag“ bei
Poeschel & Trepte in Leipzig
AUTORISIERTE ÜBERTRAGUNG
COPYRIGHT BY KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG 1913
Hernieder, steige hernieder in die Einfalt, die Gott will!
Ich habe den Wespen zugesehen, die im Sand ihr Nest gebaut.
Tu so wie sie, gebrechlich krankes Herz: sei still,
Schaffe dein Tagwerk, das Gott deinen Händen anvertraut.
Ich war voll Hoffart, die mein Leben falsch gemacht.
Anders als alle andern meinte ich zu sein:
Jetzt weiß ich, o mein Gott, daß nie ich anderes vollbracht
Als jene Worte niederschreiben, die die Menschen sich erfanden,
Seitdem zuerst im Paradies Adam und Eva aufgestanden
Unter den Früchten, die im Lichte unermeßlich blühten.
Und anders bin ich nicht als wie der ärmste Stein.
Sieh hin, das Gras steht ruhig, und der Apfelbaum senkt schwer
Bebürdet sich zur Erde, zitternd und in liebendem Verlangen —
O nimm von meiner Seele, da so vieles Leiden über mich ergangen,
Die falsche Schöpferhoffart, die noch immer in ihr liegt.
Nichts weiß ich ja. Nichts bin ich. Und nichts will ich mehr
Als bloß zuweilen sehen, wie ein Nest im Wind sich wiegt
Auf einer rötlichen Pappel oder einen Bettler über helle Straßen hinken,
Mühselig, an den Füßen Risse, die im Staube blutig blinken.
Mein Gott, nimm von mir diese Hoffart, die mein Leben giftig macht.
Gib, daß ich jenen Widdern ähnlich sei auf ihrer Weide,
Die immer gleich, aus Herbstes Schwermut, demutsvoll gebückt,
Zur Frühlingsfeier wandeln, die mit Grün den Anger schmückt,
Gib, daß im Schreiben meine Hoffart sich bescheide:
Daß endlich, endlich ich bekenne, daß mein Herz den Widerhall
Nur tönt der ganzen Welt, und daß mein sanfter Vater mir
Geduldig nur die Kinderregeln beigebracht.
Der Ruhm ist eitel, Herr, und Geist und Schaffen leerer Schall —
Du einzig hast sie ganz und gibst sie an die Menschen fort,
Die aber schwatzen immer bloß dasselbe Wort
Gleich einem Bienenschwarme, der durch sommerdunkle Zweige zieht.
Gib, daß, wenn heute früh ich mich vom Pult erhebe,
Ich jenen gleiche, die an diesem schönen Sonntag zu dir gehn
Und in der armen weißen Kirche, vor dich hingekniet,
Demütig lauter