Das Buch vom Brüderchen

Roman einer Ehe
von
Gustaf af Geijerstam

Zehnte Auflage
(Neunzehntes und zwanzigstes Tausend)

S. Fischer, Verlag, Berlin
1910

Autorisierte Übersetzung von Francis Maro
Alle Rechte vorbehalten

So laßt mich scheinen, bis ich werde,

Zieht mir das weiße Kleid nicht aus!

Ich eile von der schönen Erde

Hinab in jenes feste Haus.

Dort ruh’ ich eine kleine Stille,

Dann öffnet sich der frische Blick;

Ich lasse dann die reine Hülle,

Den Gürtel und den Kranz zurück.

Und jene himmlischen Gestalten

Sie fragen nicht nach Mann und Weib,

Und keine Kleider, keine Falten

Umhüllen den verklärten Leib.

Zwar lebt’ ich ohne Sorg’ und Mühe,

Doch fühlt’ ich tiefen Schmerz genung;

Vor Kummer altert’ ich zu frühe:

Macht mich auf ewig wieder jung.

Aus Goethes Wilhelm Meister.

Einleitung

Es war einmal ein Schriftsteller, der glücklichmit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte. Erwar so glücklich, daß er es selbst nicht begriff, undin all diesem schrieb er viele Bücher von dem Unglückder Menschen.

Es war nicht die Liebe, in der sein höchstesGlück lag; auch bestand es nicht in der Vaterfreude,die er naiv als eine so natürliche Sache nahm, alskönnten Eltern nie etwas anderes als Freude anihren Kindern erleben; auch darin lag es nicht, daßder seltene Vogel, den man ungebrochene Jugend nennt,noch nach vieljähriger Ehe in seinem Hause in sicheremNeste saß. Sein höchstes Glück bestand darin, daß ihmniemals etwas Böses begegnet oder bekannt gewordenwar, das er nicht durch seine Kraft und Gesundheitüberwinden zu können glaubte. Die Unglücksfälle,die aufzutauchen drohten, waren wie vorübergehendeWolken vom Horizonte verschwunden undhatten seinen Himmel nur noch reiner und freiergelassen. Wenigstens glaubte er so, und dieser Glaubewar die Wirklichkeit, in der er lebte. Die Armut,gegen die er einen ununterbrochenen Kampf geführt,hatte er doch stets im Abstand zu halten vermocht.Es gab bloß einen Feind, mit dem er niemalsseine Kräfte gemessen, und dieser Feind war der Tod.Vielleicht war es nicht das geringste Glück diesesMannes zu nennen, daß er lange niemals ernstlichgefürchtet hatte, der Tod könnte ihn selbst oder die,die ihm am nächsten standen, treffen.

In diesem Gefühl der Fülle des Daseins schriebdieser Schriftsteller ein sommerhelles Buch, das vonseinen eigenen zwei großen Jungen handelte, ihrenSpielen und Vergnügungen, ihren Abenteuern undMißgeschicken. Das Buch ward ein heiteres Spielfür ihn selbst, und wenn ich jetzt an diese Zeit zurückdenke,glaube ich es kaum fassen zu können, daß

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