Eine Sammlung
von mehr als achthundert in vierzigjähriger
Erfahrung erprobter Rezepte der feinen und
bürgerlichen Kochkunst,
herausgegeben
von
Viktorine Schiller.
Stuttgart.
E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung.
1843.
Von vielen Seiten bin ich aufgefordert worden, meine Erfahrungen inder feinern Kochkunst, die ich mir in mehr als vierzigjährigerPraxis, sowohl bei Herrschaften als in großen Gasthöfen, in derSchweiz, in München, Augsburg, Ulm,Stuttgart, Frankfurt a. M., Heidelberg,Heilbronn etc. gesammelt habe, durch den Druck bekannt zu machen;ich beschäftigte mich daher schon seit mehreren Jahren damit, und habejezt die Freude, dem verehrlichen Publikum eine Sammlung Rezepte derschmackhaftesten Speisen etc. übergeben zu können.
Alles, was ich hier beschrieben habe, ist hundert Mal durch mich selbsterprobt worden; stets habe ich darauf Rücksicht genommen, daß meineSpeisen nichts der Gesundheit Nachtheiliges enthalten.
Seite IV Ich habe mir zwar hauptsächlich die feinere Kochkunstzur Aufgabe gewählt, doch ist die bürgerliche Küche keineswegsausgeschlossen, so daß das Buch in jeder Haushaltung mit Nutzengebraucht werden kann.
Nicht durch unzweckmäßige Anhäufung von Rezepten, sondern durch guteAuswahl derselben soll sich dieses Süddeutsche Kochbuch voranderen auszeichnen.
Viktorine Schiller.
Da man die Kochgeschirre nicht immer so, wie man wünscht, haben kann, sowird es nicht überflüssig erscheinen, wenn wir eine kurze Beschreibungderselben vorangehen lassen.
Verzinnte Kupfergeschirre sind oft verfälscht und der Gesundheitnachtheilig. Diese erkennt man an der Farbe der Verzinnung, die starkins Bläuliche spielt und matten Glanz hat. Man probirt sie durch Reibenmit einem Finger; wird dieser schwärzlich davon gefärbt, so ist derVerdacht auf falsche Verzinnung schon sehr gegründet. Am sichersten abergeht man zu Werke, wenn man Weinessig und Wasser zu gleichen Theilen indas Gefäß gießt und zum Sieden bringt. Sodann gebe man Acht, ob sichder Geruch ändert; ist dieß der Fall, so ist das erste Zeichen falscherVerzinnung vorhanden. Darauf wirft man ein wenig Salz hinein, wovon dieFlüssigkeit trübe wird, wenn die Verzinnung unächt ist; gute Verzinnungbehält ihren silberartigen Glanz bei und die Flüssigkeit bleibt hell.Siedet man endlich obige Mischung in dem Geschirre, so muß die Farbeeines eisernen Nagels, den man in dieselbe hält, unverändert bleiben,und die Flüssigkeit darf keinen Kupfergeschmack angenommen haben, wenndie Verzinnung ächt seyn soll. Gießt man dann die Flüssigkeit aus, sosieht eine gute Verzinnung wie neu aus.
Bei dem Gebrauche der verzinnten Geschirre aber hat man stetsdarauf Bedacht zu nehmen, daß sich kein Grünspan ansezt, was vonzurückgebliebener Feuchtigkeit beim Reinigen derselbe