Kreuz und Quer.

Neue gesammelte Erzählungen
von
Friedrich Gerstäcker.

Dritter Band.

Leipzig,
Arnoldische Buchhandlung.
1869.

Inhaltsverzeichniß.

Seite
1. Jay-hawkers1
2. König Zambiri198
3. Der Mexikaner284
4. Ein prize-fight oder Boxerkampf in Cincinnati 358

Jay-hawkers.

Erstes Kapitel.
In Perryville.

Das kleine Städtchen Perryville in Arkansas, das,während der Krieg in den östlichen Staaten der Unionwüthete, nun über zwei Jahre fast wie todt und verlassengelegen hatte, schien heute, am ersten Octoberdes Jahres 1862, seinen friedlichen Charakter abgelegtund sich in einen militärischen Tummelplatz verwandeltzu haben.

Daß von allen Seiten Reiter, die lange Büchseauf der Schulter, die schweren Messer an der Seite,heransprengten, würde weniger aufgefallen sein, dennohne diese Waffen ging überhaupt kein Backwoodsmannur von Farm zu Farm, aber dazwischen sah manauch eine Anzahl von Männern in grauen uniformartigenRöcken und doch auch wieder nicht uniform, dennMancher von ihnen trug einen alten Filzhut, Manchereinen Strohhut auf dem Kopfe, aber alle auch einen Gurt um den Leib und neben dem Messer einen,manchmal sogar zwei Revolver.

Perryville ist keine regelmäßige Stadt, wenn auchschon seit langen Jahren regelmäßig ausgelegt. Arkansasselber hatte aber die in den schönen Staat gesetzteHoffnung, daß er sich rasch und entschiedenbevölkern würde, nicht bewährt. Viele seiner Bewohner,unstätes Volk alle zusammen, waren nach Californiengezogen, als der erste Ruf des Goldes vondort herübertönte, Andere nach Texas, weil sich vielleichtein Fremder in ein oder zwei Miles Entfernungvon ihnen angesiedelt hatte und die »zu nahe« Nachbarschaftihnen unbequem wurde, und wenn sich dannauch mancher neue Einwanderer von den östlichenStaaten her in das Land zog, hielt sich die Bevölkerungtrotzdem so ziemlich auf dem alten Stand.

Nur an den kleinen Fluß hinauf, den Fourche-la-Fave,wie er genannt wird, hatten sich die Farmen,aber auch nur mit weiten Unterbrechungen gezogen;das innere Land lag noch in jungfräulicher Wildniß,von keiner Axt, höchstens einmal von dem Beil desJägers berührt, der sich dort junge Stämme zu Lagerstangenabhieb, und das Städtchen, was so nach undnach am Fourche-la-Fave entstanden, war eigentlichgar nicht nöthig. Die Farmer und Jäger brauchten es nicht, hätten wenigstens recht gut ohne dasselbe bestehenkönnen, und benutzten es nur zu gelegentlichenZusammenkünften.

Bis hierher war auch der eigentliche Krieg nochnicht gedrungen und drang überhaupt nicht hin. Truppenkörperder verschiedenen Armeen schickten wohlspäter dann und wann einmal einen Streifzug durchden Wald, aber der mußte die Straße halten und verweilteauch nicht gern lange in den dichten Wäldern,wo er sich nie sicher davor fühlte, von einem anderen,vielleicht stärkeren Corps

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