Anmerkungen zur Transkription

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1

Die große Gauklerin


2

Ullstein-Bücher

Eine Sammlung
zeitgenössischer Romane

Signet

Ullstein & Co / Berlin und Wien


3

Die große Gauklerin

Ein Roman aus Venedig von

Carry Brachvogel

Signet

Ullstein & Co / Berlin und Wien


4

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.
Amerikanisches Copyright 1915 by Ullstein & Co, Berlin.


5

1.

Wie der Graf Ettore Priuli die Treppen des HotelDanieli herunterging, kam er sich gedemütigt undlächerlich vor. Er mußte sich Gewalt antun, um diesorglose Haltung, die scharmante Liebenswürdigkeit desGesichtsausdruckes zu wahren, die ganz Venedig an demschönen Priuli kannte. Trotz aller Anstrengung bliebaber sein Lächeln gezerrt, und seine Augen funkelten intrübem Dunkel, wie von verhaltenem Zorn. Er gingganz langsam, Stufe für Stufe, als wolle er so langewie möglich den Augenblick verzögern, der ihn aus derdämmerigen Kühle, aus der verantwortungslosen Untätigkeitdes scheidenden Besuchers hinausführte auf dieRiva degli Schiavoni. Er verzögerte sich geflissentlich,blieb einmal stehen, um von seinem weißen Sommeranzugein paar Stäubchen wegzublasen, die gar nichtvorhanden waren, betrachtete dann wieder aufmerksam,mit leicht gerunzelter Stirn seine hellen Schuhe, als ober an ihnen einen Mangel entdeckte, obschon sie so tadelloswaren, als hätte der Schuster sie erst vor einer Stundeabgeliefert. Als die Treppe dann endlich doch hinter ihmlag, wechselte er noch, scheinbar interessiert, mit dem ergebenddienernden Portier ein paar Redensarten über6das schöne Weiter und das gute Trinkwasser, das man,dem Himmel sei Dank! in Venedig hatte, wenn es sichauch freilich nicht mit dem Wasser von Rom vergleichenließe. Nun war aber auch die letzte Möglichkeit geschwunden,noch länger herumzutrödeln, und er stand draußenauf der Riva, die heiß und hell im Glanz eines Junitagesdalag.

Ettore Priuli zog einen kleinen, bunten Papierfächeraus der Brusttasche seines weißen Jacketts und begannsich zu fächeln, obgleich er die Hitze gar nicht starkempfand. Er fächelte sich nur gewohnheitsmäßig undweil es ihm angenehm war, den nervösen Aerger, dendiese letzte Stunde ihm bereitet hatte, durch eine regelmäßige,wenn auch geringfügige Bewegung zu entladen.Er stand da, fächelte sich, biß ein paarmal die Unterlippeund fluchte in seinem Innern alle Flüche, deren dieitalienische Sprache fähig ist. Er stand, blickte unschlüssigbald vor sich hin, bald auf die Lagune, ob seine Gondelnicht käme. Zuckte ärgerlich mit den Achseln und hätteam liebsten über sich selbst gelacht; denn wie ko

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