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Die Kammerjungfer.


Eine Stadtgeschichte

von

Maria Nathusius,

Verfasserin der Dorfgeschichten: Martha die Stiefmutter,
Lorenz der Freigemeindler, Vater, Sohn und Enkel

u. s. w.


Halle,
Verlag von Richard Mühlmann.
1851.

Es bleibt dabei, ich vermiethe mich! sagte Klärchenzu ihrer Mutter. Eine Schneiderin führt eintrauriges Leben, ein Tag geht so grau und einförmighin wie der andere, keinen vernünftigen Menschenkriegt man zu sehen, sitzen muß man vom Morgenbis zum Abend, und sitzen bleiben und eine alte Jungferwerden ist das Ende vom Liede.

Du weißt selbst nicht was Du willst, sagte ihreMutter. Weißt Du noch, was Du sagtest vorigenMartinstag, wie Tante Rieke Dir den Rath gab, Dusolltest in einen Dienst gehen? Da hast Du von Sklavereigesprochen und die Nase gerümpft, und ich war'sauch zufrieden: es wäre doch eine Sünde und Schande,wenn eine alte Frau allein wohnen müßte ohne Hülfeund Pflege. Aber ich sage: Du weißt nicht was duwillst. Kannst Du's besser haben, wie Du's jetzt hast?Bist Dein eigner Herr, kannst thun was Du willst,und brauchst Dich nicht von fremden Leuten traktirenzu lassen. Ach, wenn ich an meine Jugend denke!

Ja, ja, Deine Jugend kenne ich, fiel ihr Klärchenschnippisch in das Wort; so dumm wie Du werdeich nicht sein, Du hättest den Rechtsgelehrten nur festhaltensollen. Tante Rieke sagte vorgestern sehr salbungsvoll,wie Deine Schönheit Dein Unglück gewesen;da hätte sie nur aufrichtig sagen sollen: Dein Ungeschick.Ich sage Dir aber, meine Schönheit soll glücklicher sein. – Hierbei lachte sie, hüpfte an denSpiegel und ordnete noch einmal zum Ueberfluß ihrenSonntagsstaat.

So gottvergessen wie Du habe ich nie geredet, entgegnetedie Mutter, und das Unglück ist doch übermich gekommen, ich weiß nicht wie.

Das ist's eben, fiel ihr Klärchen wieder in dieRede: Du weißt nicht wie. Gerade das nicht Wissendas ist der Fehler, ich werde aber wissen! Undnun um alles in der Welt, höre auf zu jammern.Heute ist Sonntag. Ursach dazu hast Du nicht, undich sehe nicht ein, warum ich zuhören sollte. Mirsteht die ganze Welt offen, und die Welt ist schön,wunderschön! Ich vermiethe mich, oder ich vermiethemich nicht, es muß immer gehen. Für jetzt ziehe ichzur alten Frau Generalin, da habe ichs gut, und Geldim Ueberfluß.

Und ich hungere, sagte die Mutter in weinerlichemTon.

Dafür wird Tante Rieke sorgen müssen, die hatdas Geld im Kasten liegen. Es ist schändlich genug,daß sie mich hat schneidern und sticheln lassen, damitich ihre einzige Schwester ernähre. Das hört nun auf.Ich muß für meine Zukunft sorgen, mein Lohn wirdgespart; wenn man das Geld in großen Partieen einnimmt,kann man's besser festhalten, die einzelnen Viergroschenstücketrudeln unter den Händen fort. TanteRieke, die die christliche Barmherzigkeit immerfort imMunde führt, mag sich auch mal mit den Händen regen.Und kurz und gut, wenn kein Anderer da ist,ist sie die Nächste. Und Mutterchen (setzte Klärchen schmeichelnd hinzu), Du hast nur den Vortheil davon,wenn die Tante gepreßt wird; denn ich werde auchfür Dich sorgen, da kommt's von zwei Seiten. Klagenur hübsch, und rühre ihr Herz; aber gegen michhöre auf damit (schloß sie lachend), ich kenne DeineKniffe und bei mir helfen sie nichts mehr. – Beidiesen Worten zog sie eine schwarze seidene Mantilleaus einer Schublade, und einige Geldstücke klappertendaneben. Sie warf der Mutter ein Zweigroschenstückin den Schooß und rief l

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