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Schneeberger Schützenmittwoch
vor fünfzig Jahren.

Von Guido Meyer, Bamberg.

Verlag: Br. Fr. Goedsche's Buchhandlung
(Karl Schmeil) Schneeberg i. Erzgebirge.

1915.

Druck: C. M. Gärtner, Schneeberg und Aue.
Sonderabdruck aus dem Erzgeb. Volksfreund.


Nachdruck verboten.


[3]

Nur wenige alte Schneeberger werden sich noch auf dieehemalige Kommunalgarde entsinnen können. Schreiberdieser Blätter war zur Zeit ihrer Auflösung, im Jahre 1853,noch »Einjähriger« beim Regiment Milch und Zwieback undso kann er nur vom Hörensagen berichten, daß sie aus 700Mann bestanden hat, die in neun Kompagnien eingeteiltwaren.

Der Buchbindermeister Lehmann, Gott hab ihn selig, hates mir gesagt und dabei versichert, daß er nie im Leben gelogenhabe, nämlich, daß fünf dieser Kompagnien nicht mitGewehren, sondern mit Lanzen, Spießen und Knüppeln, dieBäcker mit Ofengabeln und die Essenkehrer sogar mit Reisigbesenbewaffnet gewesen wären. – Bei Fürstenbesuchen hättendie Letzteren nicht mit ausrücken dürfen, weil sie mit Ofengabelnund Besen doch nicht gut hätten »präsentieren«können.

Aber von den Feuerschützen, war die von der k. privilegiertenSchützengesellschaft gestellte erste Kompagnie in militärischerFeuerdisciplin ausgebildet – damals bestanden noch24 Tempo zum laden und feuern – und da die Patronenmit den Zähnen abgebissen werden mußten, konnten nurMänner eingestellt werden, die ein gesundes, natürliches Gebißbesaßen.

All diesen Vorzügen hatte es diese erste Kompagnie zuverdanken, daß sie allein, unter Beibehaltung der Gardeuniform,als die »Schneeberger Schützenkompagnie« fortbestehen durfteund so konnte man sie noch bis zum Jahre 1888 in ihrer,wie soll ich sagen – kleidsamen Schneidigkeit oder schneidigenKleidsamkeit, bewundern.

Freilich, so ganz uniform waren diese alten Gardeuniformennicht. Da sie in vielen Fällen vom Vater auf den Sohnvererbt wurden, kam es zuweilen vor, daß, je nach dem Körperumfangdes Vor- – oder Nachbesitzers bei dem Einen rechtgespannte Verhältnisse zutage traten, dort wieder das Bild[4]einer verschrumpelten »Aeppelspalke« zeigte. Wieder bei einemDritten, der von Natur etwas zu kurz weggekommen ist,peitschten die Rockschößen die Kniekehlen und beim Vierten bedecktensie nur das nötigste mit – Nacht und Grauen. Auch dasDunkelblau der Waffenröcke verriet so manche Mißhelligkeitund das Rot der Vorstöße hatte wohl neunerlei Variationen.Daß hie und da einmal zwischen den gelben, blanken Knöpfenein weißer glänzte, fiel nicht weiter auf.

An die bonapartische Zeit erinnerte der »Schützenhut«,ein, allerdings nicht quer aufgesetzter, Schiffshut, den einwehender, weißer, bei der Musik rotweißer Federbusch zierte.Diese Admiralshüte dünkten uns Jungen für viel vornehmer,als die schmucklosen Ledertschakos der NeustädtlerSchützen.

Eine Ausnahme in der Kopfbedeckung machten dieSchanzer, auch Zimmerlinge genannt: Sie trugen hoheBärenmützen aus Pelzwerk, wodurch diese bärtigen Gesellenein martialisches Aussehen bekamen. Ein großes ledernesSchurzfell bedeckte

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