Jammes · Hasenroman

 

 

 

Siebentes und achtes Tausend

 

 

 



Francis Jammes
Der Hasenroman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MCMXXII
Bei Jakob Hegner in Hellerau

 

 

 

 

Berechtigte Übertragung
von Jakob Hegner

 

 

 

 

 

 

Copyright 1916 by Hellerauer Verlag,
Dresden-Hellerau

 

 

 

Erstes Buch

In dem Thymian und dem Tau desFabeldichters vernahm Langohr dieJagd; er entlief über den aufgeweichtenlehmigen Pfad, denn er fürchteteseinen Schatten, die Heidekräuterkamen ihm eilig entgegen, die blauenKirchtürme standen von Tal zu Talauf, er rannte hinab, stürmte bergan,und seine Sprünge bogen die Halme,wo die Tropfen ineinanderflossen. Indiesem geflügelten Lauf wurde derHase ein Bruder der Lerchen, er flogüber die Bezirksstraßen hinweg, undam Wegweiser überlegte er einenAugenblick lang, eh er dem Feldwegfolgte, der aus dem blendendenSonnenlicht und der geräuschvollenKreuzung in das dunkle stille Moosführt.

An diesem Tag war er beinahe an denzwölften Kilometerstein angestoßen,zwischen Markt Kastetis und Balansun,denn seine Augen, in denen dieAngst wohnt, stehn seitwärts. Nochkonnte er einhalten. Seine natürlichgespaltne Oberlippe zitterte unmerklichund entblößte die langen Nager.Dann reckten sich seine gelben Landstreichergamaschenmit den vom Laufenabgestumpften Fußnägeln: erhüpfte über die Hecke, in Kugelform,die Ohren auf dem Hinterteil.

Eine gute Weile noch trug er seineHaut aufwärts, indes die beunruhigtenHunde seine Spur verloren, undwieder abwärts, bis zur Landstraßein die Pyrenäen, wo er ein Pferd miteinem Karren herankommen sah. Inder Ferne, auf dem Weg, wirbelte derStaub wie im Märchen vom Blaubart,wenn die Schwester fragt: SchwesterAnna, siehst du noch nichts? Die silberneTrockenheit, wie war sie prächtigund duftete bitter nach Minze.Nicht lange, so stand das Pferd vordem Hasen.

Es war ein armseliger Gaul vor einemzweirädrigen Gefährt, und er konntenur noch im Galopp und ruckweiseziehn. Jeder Schritt erschütterte seingelockertes Gerippe, daß das Geschirrklirrte, und die helle Mähne flattertein der Luft, grünlich wie der Bart einesalten Seemanns. Mühsam, als wärenes Pflastersteine, hob das Tier seinegeschwulstig aufgetriebenen Hufe.Langohr erschrak vor der großen lebendigenMaschine und ihrem lautenGeräusch. Er tat einen Satz und flohweiter über die Wiesen, die Stirn gegendas Gebirge, den Schwanz gegen dieHeide, das rechte Auge gegen die steigendeSonne, das linke dem Dorf zu.

Endlich verkroch er sich in einemStoppelfeld, unweit einer Wachtel,die in der Art der Hennen mit demBauch im Sande schlief und, von derWärme betäubt, durch die Federnhindurch ihr Fett ausschwitzte.

Der Tag funkelte im Süden. Der Himmelerblaßte unter der Hitze und wurdeperlgrau. Ein Mäusefalk schwebtemühlosen Fluges in immer höhern,immer weitern Kreisen. Wenige hundertSchritte geradeaus, und die pfauengleichschillernde Fläche eines Flusseswälzte das Spiegelbild von Er

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