Anmerkungen zur Transkription

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Julius Wolff

Der Sachsenspiegel

Eine Geschichte aus der Hohenstaufenzeit

Mit 8 Vollbildern von
F. Schwormstädt

Signet

Verlag von Paul List in Leipzig


Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung in andereSprachen vorbehalten.

Copyright 1912 by Paul List, Leipzig

Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig


[3]

Erstes Kapitel.

Etwa drei Pfeilschüsse vom Waldessaum entfernt lagein einsames Gehöft an der Kreuzung zweier Landstraßen,deren befahrenste mäßig ansteigend in das Harzgebirgehineinführte. Viele von denen, die wegemüddaherkamen, Kärrner und Handelsleute, Reiter undFußgänger, machten hier halt, um sich und ihren Pferdeneinige Rast und Stärkung zu gönnen oder auch umfür die Nacht Herberge zu nehmen. Denn über demEingange zu dem zweistöckigen Hauptgebäude aus Holzfachwerkmit vorspringendem Strohdach hing an einemausgestreckten, schmiedeeisernen Arm ein Faßreif miteiner darin stehenden verrosteten Blechkanne zum Zeichen,daß dies Haus ein Gasthaus sei. Den gepflasterten Hofdahinter umgaben in weitem Viereck Speicher, Schuppenund Stallungen, und daran schloß sich ein großer, miteinem Lattenzaun umhegter Garten, in welchem unzähligeApfel- und Birnbäume jetzt mit ihrer vollen Blüteprangten.

Von dieser umfangreichen Hofstatt aus hatte maneinen freien Blick in die Landschaft, auf eine vieltürmigeStadt mit ragender Kaiserpfalz, auf Dörfer, grüne Getreidefluren[4]und gelbe Rapsfelder und auf Höhen undHügel mit vereinzelten Warten. Rechts und links zogensich zackige Klippen in meilenlang ausgedehnter, aberdurch Zwischenräume unterbrochener Kette durch diewellige Ebene dahin, und in bläulich dämmernder Ferneerhob der gewaltige Blocksberg seinen sagenumwobenenGipfel.

In dem Baumgarten befanden sich fest eingerammteTische und Bänke, in deren Platten und Bohlen mancherleiFiguren geritzt waren, gotischen Runen oderalten sächsischen Hausmarken ähnlich, und etliche Schreibkundigehatten ihren Namen oder nur seine Anfangsletterneckig und ungestalt eingeschnitten. Das war dasFremdenbuch des »Gasthauses am Scheidewege«.

Unter den hunderten von Bäumen fiel ein großerApfelbaum besonders auf, an dessen rundum breit ausladendenZweigen sich Blüte dicht an Blüte drängte,einzeln, in Sträußchen und Büscheln, weiß und blaßrotvon wunderbarer Zartheit und Schönheit, daß es einewahre Pracht und Augenweide war. Dort boten, abseitsvon den andern, ein kleinerer Tisch und zwei Schemelmit bunt bemalten Rücklehnen einen bevorzugten Ruheplatzfür vornehmeren Besuch als die Fuhrleute, Viehtreiberund Krämer waren, die auf den tannenen Bänkenbeim Biere schwatzten und lärmten.

An diesem Tische saß bei schon sinkender Sonne ein bespornter,hochgewachsener Mann, dem man trotz seinerschlichten Reisetracht den ritterbürtigen Herrn deutlichgenug ansah. Er mochte ungefähr in der Mitte derdreißiger J

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