AUSSENSEITER DER GESELLSCHAFT
– DIE VERBRECHEN DER GEGENWART –

AUSSENSEITER
DER GESELLSCHAFT
– DIE VERBRECHEN DER GEGENWART –

HERAUSGEGEBEN VON
RUDOLF LEONHARD

BAND 4

VERLAG DIE SCHMIEDE
BERLIN

DER FALL
VUKOBRANKOVICS

VON
ERNST WEISS

VERLAG DIE SCHMIEDE
BERLIN

EINBANDENTWURF
GEORG SALTER
BERLIN

Copyright 1924 by Verlag Die Schmiede Berlin

Der erste Prozeß Vukobrankovics.

Am 28. Oktober 1918 begann der erste Prozeßgegen die 24jährige BürgerschullehrerinMilica Vukobrankovics de Vuko et Branko vorden Wiener Geschworenen. Die Angeklagtewar beschuldigt, in der Familie des LandesschulinspektorsRudolf Piffl den Speisen Arsenikbeigemengt und eine Phosphorpille angefertigtzu haben, um die Ehefrau des Piffl ausder Welt zu schaffen. Als die Nachforschungen,einmal unterbrochen und dann wieder aufgenommen,auf die Angeklagte als Täterin hinwiesen,suchte sie den Verdacht auf den Adoptivsohndes Ehepaares Piffl, Albert ZelenkaPiffl, zu lenken. Es wurde deshalb gegen siedie Anklage auf Mordversuch und auf Verleumdungerhoben.

Die M. V. hatte in der Familie der Pifflfreundschaftlich verkehrt und war wie eineTochter angesehen worden. Beide Eheleutewaren bedeutend älter als sie, der Mann war56, die Frau 51 Jahre alt. Nun ereignete essich, daß Frau Piffl, sowie deren Mutter undTante nach dem Genuß von Limonade undspäter nach einer Mehlspeise erkrankten unddaß die Ärzte eine Arsenikvergiftung feststellten.Man brach hierauf den Verkehr mitder Angeklagten, die sich durch den Besitzeines Buches über die Psychologie des Giftmordesverdächtig gemacht hatte, ab; sie verstandes aber, sich wieder einzudrängen undversuchte immer wieder, das Mißtrauen ihrerFreunde zu entkräften. Am 14. Februar fandman nun in einer Schachtel, aus der Frau Pifflihre Pillen gegen Herzbeschwerden zu nehmenpflegte, eine Phosphorpille. Daraufhin wurdedie Anzeige erstattet. Am 11. März schicktedie Angeklagte ein Schulmädchen in die Wohnungdes Piffl, das dem öffnenden Dienstmädchensagte, es wolle Herrn Piffl persönlichsprechen. Es brachte Blumen für ihn. Daer nicht anwesend war, entfernte sich dasKind, das man eine kurze Zeit im Vorzimmerallein gelassen hatte. Zwei Stunden späterwurde bei dem Inspektor ein Brief abgegeben,des Inhalts, er möge unter dem Sofa im Vorzimmernachsehen, es scheine dort ein „geheimesDepot Alberts“ (des Stiefsohnes) zusein. Es fand sich unter dem Sofa ein Tiegelmit rotem Phosphor und ein Fläschchen mitOpiumtropfen. Es stellte sich bald heraus,daß das Schulmädchen auf Befehl der V. dieGifte dort verborgen hatte.

Die Ange

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