NIKOLAI LJESSKOW
EINE TEUFELSAUSTREIBUNG
NIKOLAI
LJESSKOW
ÜBERTRAGEN VON
ALEXANDER ELIASBERG
1921
MUSARION-VERLAG A.-G. MÜNCHEN
Alle Rechte vorbehalten
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Eine Teufelsaustreibung | 7 |
Das Tier | 29 |
Interessante Männer | 59 |
Die Lady Makbeth des Mzensker Landkreises | 145 |
Der stählerne Floh (übertragen von Karl Nötzel) | 217 |
Diese heilige Handlung kann man nur in Moskausehen, und das auch nur, wenn man besonderesGlück und besondere Protektion hat.
Dank einer glücklichen Verkettung von Umständenwohnte ich einmal der Teufelsaustreibung vom Anfangbis zum Ende bei und möchte sie nun den wahren Kennernund Liebhabern des Ernsten und Majestätischenim nationalen Stil beschreiben.
Einerseits gehöre ich zwar zum Adel, stehe aber andererseitsdem »Volke« nahe; meine Mutter ist aus dem Kaufmannsstande.Sie stammte aus einer sehr reichen Familie,hatte aber gegen den Willen ihrer Eltern, aus Liebe zumeinem Vater geheiratet. Mein seliger Vater war im Umgangmit dem weiblichen Geschlecht besonders tüchtigund erreichte bei ihm alles, was er nur wollte. So gelang esihm auch, meine Mutter zu ergattern; die Alten gabenihm aber zum Lohn für seine Tüchtigkeit nichts außer derGarderobe, den Betten und der göttlichen Gnade, diedas junge Ehepaar zugleich mit der Verzeihung unddem väterlichen Segen erhielt. Meine Eltern wohnten inOrjol; sie lebten in recht kümmerlichen Verhältnissen,hielten sich aber stolz und wollten die reichen mütterlichenVerwandten niemals um Unterstützung bitten;sie unterhielten mit ihnen sogar keinerlei Beziehungen.Als ich aber auf die Universität ziehen sollte, sagte mirMamachen:
»Besuche, bitte, deinen Onkel Ilja Fedossejewitsch undgrüße ihn von mir. Das ist keine Erniedrigung; seinenälteren Verwandten muß man alle Ehrfurcht erweisen; erist aber mein Bruder, außerdem ein gottesfürchtiger Mannund hat in Moskau ein großes Gewicht ... Bei allen feierlichenEmpfängen ist er immer dabei und steht mit derSchüssel mit Salz und Brot oder einem Heiligenbild vorallen andern ... Auch beim General-Gouverneur unddem Metropoliten wird er empfangen ... Er kann dichnur Gutes lehren.«
Ich glaubte um jene Zeit nicht an Gott, liebte abermeine Mutter. Also sagte ich mir einmal: Jetzt bin ichfast ein ganzes Jahr in Moskau