Bucheinband

Original-Bucheinband


Albina
das
Blumenmädchen

von
Constanze Reinhold.


Neue, wohlfeilere Ausgabe.


Nürnberg, 1826.
bei Heinrich Haubenstricker.


Albina
das Blumenmädchen
von
Constanze Reinhold.


„Lieber Herr! wollen Sie nicht Blumen kaufen?“ rief eine süßeKinderstimme dem Secretair Langenheim nach, welcher mit einem BundActen unter dem Arm schnellen Schritts über den Markt eilte, um aufdas Rathhaus zu gehen. Unwillig über den Aufenthalt, da ihn schon zuHause der Schlag der Stunde, die ihn zur Session rief, überraschthatte, blickte er um, und gewahrte ein liebliches Mädchen von ungefähr9 Jahren mit einem Körbchen zierlich geordneter Blumen, welche sie ihmwiederholt mit so anmuthiger Freundlichkeit anbot, daß auch Langenheimsie freundlich anhören mußte. Er suchte Nelken, Granaten und jelängerjelieber zu einem sinnigen Strauß für sein junges Weibchen zusammen;indem schlug die Uhr wieder. Er wirft hastig dem Mädchen die Blumenwieder in den Korb, und bestellt sie nach dem Mittagessen in seineWohnung, die er ihr genau bezeichnet. Halb ausser Athem kommt erin’s Session-Zimmer und der Direktor läßt ihn über sein längeresAussenbleiben so heftig an, daß er — aus Aerger, bleich bis in dieLippen — nicht im Stand ist, seinen Verdruß zu unterdrücken.

Der Direktor des Stadtgerichts zu E* war Langenheims erklärter Feind,die Secretairstelle hatte dieser seinem Kammerdiener Haßlieb gewünschtund zugesagt; aber Langenheim erhielt sie durch Stimmenmehrheit,welche ein würdiges Mitglied des Raths, der den jungen Mann schätzteund begünstigte, für ihn geworben hatte. Dies trug ihm Hainau (sohieß der Direktor) immer nach und er und sein ränkevoller Dienerwarteten sehnsüchtig auf eine Gelegenheit, Langenheim ihre ganze Racheungestraft fühlen zu lassen; jedoch seine Gewissenhaftigkeit undPflichttreue, sein unbescholtenes Betragen, vereitelten alle deshalbgeschmiedeten Plane. Welche bösartige Freude empfand daher Hainau,als er dem Secretair, wegen seines Verspätens recht empfindlich seineUebermacht fühlen lassen konnte. Er überschritt dabei so sehr alleGränzen und wurde so beleidigend, daß Langenheim gereitzt, auch etwasheftig sich zu verantworten suchte. Dies war ein großes Vergehen in denAugen des stolzen Direktors; welcher verlangte, daß der Untergeordnete[S. 3]sich, wenn man wolle, mishandeln müsse lassen, ohne zu wiedersprechen.Der Vorgang erregte endlich Spaltungen unter den Gliedern des Raths.Der eine Theil war auf des Direktors Seite, der andere und größereaber, auf der des Assessor Freibergs, welcher Langenheims Gönnerwar und sich auch diesmal seiner lebhaft annahm. Es entsteht eineallgemeine Bewegung und die Sitzung wird aufgehoben.


Voll trüber Ahnungen kam der Secretair nach Haus und theilte seinerGattin den Vorgang mit. Therese, welcher das Glück zufälligeReichthümer versagt hatte, besaß dagegen einen weit größern Schatzin Geist und Herzen, und eine unendliche Fülle der Liebe für ihrenAlbert. Auch jetzt verstand sie es, den Betrübten aufzurichten unddas, in ihrem Herzen herrschende Vertrauen auf die Vorsehung, rechtlebendig in dem Seinigen zu erwecken; und

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