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Rede zum Schuljahresabschluß am 29. September 1809
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Durch allergnädigste Befehle bin ich angewiesen, bei der feierlichenVerteilung der Preise, welche die allerhÖchste Regierung den SchÜlern,die sich durch ihre Fortschritte auszeichnen, zur Belohnung und nochmehr zur Aufmunterung bestimmt, in einer öffentlichen Rede dieGeschichte der Gymnasialanstalt im verflossenen Jahre darzustellenund dasjenige zu berühren, wovon für das Verhältnis des Publikums zuderselben zu sprechen zweckmässig sein kann. So ehrerbietigst ichdiese Pflicht zu erfüllen habe, so sehr liegt die eigene Aufforderungdazu in der Natur des Gegenstandes und Inhaltes, der eine Reiheköniglicher Wohltaten oder deren Wirkungen ist und dessen Darstellungden Ausdruck der tiefschuldigsten Dankbarkeit für dieselbeenthält—einer Dankbarkeit, die wir in Gemeinschaft mit dem Publikumder erhabenen Sorge der Regierung für die öffentlichenUnterrichtsanstalten darbringen.—Es sind zwei Zweige derStaatsverwaltung, für deren gute Einrichtung die Völker amerkenntlichsten zu sein pflegen, gute Gerechtigkeitspflege und guteErziehungsanstalten; denn von keinem übersieht und fühlt derPrivatmann die Vorteile und Wirkungen so unmittelbar, nah und einzelnals von jenen Zweigen, deren der eine sein Privateigentum überhaupt,der andere aber sein liebstes Eigentum, seine Kinder, betrifft.
Die hiesige Stadt hat die Wohltat einer neuen Schuleinrichtung um solebhafter erkannt, je größer und allgemein gefühlter das Bedürfniseiner Veränderung war.
Die neue Anstalt hatte ferner den Vorteil, auf alte, mehrereJahrhunderte bestandene Anstalten, nicht auf eine neue zu folgen; eskonnte sich somit an sie die vorhandene Vorstellung einer langenDauer, eines Bleibenden knüpfen, und das entgegenkommende Zutrauenwurde nicht durch den Gegengedanken gestört, daß die neue Einrichtungetwas vielleicht nur Vorübergehendes, Experimentartiges sei,—einGedanke, der besonders, wenn er sich in den Gemütern derer, denen dieunmittelbare Ausführung anvertraut ist, [festsetzt,] öfters sogarfähig ist, eine Einrichtung in der Tat zu einem bloßen Experimentherabzusetzen.
Ein innerlicher Grund des Zutrauens ist aber, daß die neue Anstaltbei wesentlicher Verbesserung und Erweiterung des Ganzen das Prinzipder älteren erhalten hat und insofern nur eine Fortsetzung derselbenist. Und es ist merkwürdig, daß dieser Umstand das Charakteristischeund Ausgezeichnete der neuen Einrichtung ausmacht.
Indem das sich endigende Studienjahr das erste Jahr und dieGeschichte unserer Anstalt in demselben die Geschichte ihrerEntstehung ist, so liegt der Gedanke ihres ganzen Planes und Zweckeszu nahe, als daß wir von ihm ab und schon auf einzelne Begebenheitenderselben unsere Aufmerksamkeit richten möchten. Weil die Sacheselbst soeben erst geworden ist, so beschäftigt noch ihre Substanzdie Neugierde und die nachsinnendere Überlegung. Das Einzelne aberist teils aus den öffentlichen Anzeigen bekannt; teils, wie auch dasweitere Detail, was und wie und wieviele Schüler dieses Jahr gelehrtworden, ist in dem gedruckt dem Publikum mitzuteilendenSchülerkatalog enthalten. Es sei mir daher erlaubt, in der hohenGegenwart Eurer Exzellenz und dieser hochansehnlichen Versammlungmich an das P