von
Friedrich Schulz
dritte verbesserte Ausgabe
Weimar 1892
in der Hoffmannischen
Buchhandlung
Ohne Ihnen persönlich bekannt zu seyn,Hochwohlgebohrner Herr, ohne einanderes Recht zu einer Annäherung an Siezu haben, als dasjenige, welches Lernbegierdeund Dankbarkeit dem Schüler an seinenLehrer gewähren können, wage ich es, Ihnendies kleine Werk zu widmen, das seineExistenz und das Gute, was es vielleicht habenkönnte, ganz allein Ihrem vortreflichenVersuch über den Roman verdankt,und das ganz vollkommen hätte werdenmüssen, wenn es in seines UrhebersKräften gestanden hätte, die Vorschriften,welche jener Codex der Romanendichtungmit so viel Scharfsinn, Deutlichkeit undEleganz entwickelt, in ihrem ganzen Umfangezu befolgen.
Vielleicht bin ich bey einem zweytenVersuch in dieser Dichtungsart, die eineder schwersten ist, und doch eine der leichtestenscheinen muß, so glücklich, mich IhrenRegeln noch näher anzuschließen; undmeine Bemühungen hierin werden destoernstlicher seyn, je fester ich überzeugt bin,daß jedes Ihrer Gesetze, dessen Geist ichzu fassen und mir eigen zu machen vermag,eine Stuffe sey, auf welcher meine Arbeitzur Klarheit, Natur und Vollkommenheitemporsteigen werde.
Ich verharre mit unumschränkter Achtung
Ew. Hochwohlgebornen
Weimar, den 3. April 1787.
ergebenster
Friedrich Schulz.
»Er darf es noch nicht wissen, Martha,«sagte mein Papa zu seiner Haushälterin:»Du weißt, daß der Junge, so klein er ist,schon einen gewaltigen Nagel im Kopfe hat.Er gehorcht mir jetzt schon nicht mehr, wie ersollte, was würde daraus werden, wenn ererführe, daß ich nicht sein Vater bin? LaßDu nur noch einige Jahre hingehen. Es wirdsich schon eine Gelegenheit finden, wo wir'sihm mit Manier beybringen können. Und vielleichtstirbt der Alte bald, dann erfährt er'sauf einmal. Er hört's doch wohl nicht?« setzteer leise hinzu: »Geh hin, und sieh einmalzu, ob er noch schläft!«
Martha kam und sahe zu, ob ich nochschliefe. Ich hatte mich auf Papa's Bette hingestreckt.Mein rechter Arm trug den Kopfund der linke lag unbeweglich auf dem Deckbette.Meine Augen waren fest zu, der Mundhalb offen, und der Athem flog mit Geräuschdurch Mund und Nase aus und ein. Ichmachte den Schlafenden so natürlich, daßMartha sogleich zum Papa zurückging undihm versicherte: ich schliefe wie eine Ratze.
»Nun, es ist gut,« sagte Papa: »wennich zurückkomme, wollen wir weiter davonsprechen. Jetzt laß mir mein Pferd satteln,ich will fort!«
Martha ging und Papa zog sich an.
Mir war es sehr unangenehm, daß dieseUnterredung, die mir so merkwürdig vorkam,aber höchst dunkel und geheimnißvoll war, soplötzlich abgebrochen wurde. Ich war so boshaft,zu wünschen, daß Papa's Brauner aufder Stelle lahm werden möchte, damit Papagezwungen würde, zu Hause zu bleiben, und das Gespräch da wieder anzufangen, wo eres abgebrochen hatte. Aber mein Wünschen