[1]Der Teufel und die Hölle

in der darstellenden Kunst
von den Anfängen bis zum Zeitalter Dante’s
und Giotto’s.


Inaugural-Dissertation,

zur Erlangung der Doctorwürde
von der
philosophischen Fakultät der Universität Jena genehmigt.

Von

ALFRED KÖPPEN

aus Berlin.

Berlin.

Druck von B. Berkowitz.

1895.

[2]Genehmigt von der philosophischen Fakultät der UniversitätJena auf Antrag des Herrn Geh. Hofrat Professor Dr. Gaedechens.

Jena, den 3. Juli 1895.

Professor Dr. L. Knorr,

D. Z. Decan.

[3]VORWORT.


Der Teufel und die Hölle sind ihrer Natur nach engverbunden, jener als der Inbegriff alles Bösen, als der unsichtbarwandelnde Geist, Verderber und Verführer der Menschenund zugleich als Fürst der Hölle, als Richter und Strafvollstreckeran den Verführten und Verdammten, diese als dasReich, wo alles Böse seine Sühne findet und der infernalischenBosheit des Teufels der freiste Spielraum gelassen wird. Werdie Geschichte beider schreiben will, muss sie wegen ihrerinnigen Beziehung zusammen betrachten, und besonders ist dieKunstgeschichte, wenn sie in einer ikonographischen Abhandlungdie Typen des Teufels und der Hölle während der einzelnenJahrhunderte feststellen will, zur gemeinsamen Betrachtunggezwungen, da das künstlerische Bild beide nur zu oft wiez. B. in der Darstellung des jüngsten Gerichtes verbundenzeigt.

Bisher hat die Kunstgeschichte im Gegensatz zur Theologieund Litteraturgeschichte auf eine Abhandlung über den Teufelund die Hölle so gut wie verzichtet. Über jenen existierenfreilich zwei Studien, welche jedoch das Thema nur streifenund ohne Rücksicht auf die Chronologie im Einzelnen nur[4]ein Gesammtbild geben wollen.[1] Über die Hölle fehlt jedeArbeit. Dagegen finden sich in Sammelwerken[2], welche aufzuzählenzu weit führen würde, über beide Hinweise, ebensoin einigen Veröffentlichungen von Miniaturen[3], sowie in Studienüber die Ikonographie des jüngsten Gerichtes.[4] Eine systematischeBe- und Durcharbeitung dieses Stoffes steht abernoch aus, und auch das, was wir im Folgenden zu bietenwagen, soll ohne völlige Erschöpfung des Gegenstandes nurals grundlegende Vorarbeit dazu dienen.

Die künstlerische Darstellung des Teufels und der Hölleist vor dem achten Jahrhunderte nicht nachzuweisen, obwohldoch die Vorstellung beider in der Phantasie der christlichenVölker lebte. Die Bibel hatte ihr Bild im Besonderen vorgezeichnetund dasselbe war im Laufe der Zeit mit nationalenVorstellungen aus der heidnischen Mythologie zu einem Gesammtbildeverschmolzen. Dies geschichtlich zu behandeln ist Aufgabeder Theologie und von dieser bereits gelöst.[5] Gleichwohl[5]sollen in der vorliegenden Arbeit die Hauptpunkte derEntwicklung herangezogen werden, einerseits, um das fehlendekünstlerische Bild jener Zeit durch das in der Litteratur erha

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