Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von1921 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. TypographischeFehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nichtmehr gebräuchliche Schreibweisen, sowie fremdsprachliche Passagenbleiben gegenüber dem Original unverändert.

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Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt, mitAusnahme der Buchanzeigen, welche in Antiquaschrift gedrucktwurden. Passagen in Antiquaschriftim Buchtext werden in der vorliegenden Bearbeitung kursiv dargestellt.Abhängig von der im jeweiligen Lesegerät installiertenSchriftart können die im Original gesperrtgedruckten Passagen gesperrt, in serifenloser Schrift, oder aber sowohlserifenlos als auch gesperrt erscheinen.

Jenny

Sigrid Undset

Jenny

Gyldendal’scher Verlag A. G. Berlin

Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen
von Thyra Dohrenburg

Alle Rechte vorbehalten

1921
Druck: Gyldendal’scher Verlag A. G., Abt. Buchdruckerei
Berlin SW 68

Erstes Buch

I.

Die Musik kam über die Via de Condotti, als Helge Gram in derDämmerung gerade in die Straße einbog. Die Melodie eines altbekanntenGassenhauers ertönte in sinnlos rasendem Tempo wie eine wilde Fanfare.Und die schwarzen kleinen Soldaten stürmten in dem kalten Nachmittagvorüber, als seien sie mindestens eine römische Kohorte, im Begriff,sich in fliegendem Laufschritt auf die Heerscharen der Barbaren zustürzen. Und sollten doch nur ganz friedlich heimwärts ziehen inihre nächtlichen Quartiere. Aber vielleicht war gerade das der Grundfür ihre stürmende Eile, dachte Helge und lächelte. Wie er so stand,den Mantelkragen gegen die Kälte hochgeschlagen, wallte eine seltsamhistorische Stimmung in ihm auf. Aber dann begann er, die wohlbekannteMelodie mitzusummen, und setzte seinen Weg die Straße hinab fort, inder Richtung, die, wie er wußte, zum Corso führte.

An der Ecke blieb er stehen und schaute hinüber. — Das also war derCorso. Ein unablässig rinnender Strom von Wagen in der engen Straße,und ein brodelndes Gewimmel von Menschen auf dem schmalen Bürgersteig.

Er stand und ließ den Strom an sich vorüberziehen und lächelte indem Gedanken, daß er nun Abend für Abend auf dieser Straße in derDunkelheit durch das Menschengewimmel würde schlendern dürfen, bis sieihm ebenso alltäglich geworden war wie die Carl Johannstraße daheim.

[S. 8]

Und das Verlangen überkam ihn, noch in dieser Stunde durch alleStraßen Roms zu laufen — ohne Aufhören — am liebsten die ganze Nachthindurch. Das Bild der Stadt stieg in ihm auf, wie sie vor kurzem zuseinen Füßen gelegen, als er auf dem Pincio stand und dem Untergang derSonne zuschaute.

Wolken breiteten sich über den ganzen Nachthimmel aus, dichtzusammengedrängt, wie kleine lichtgraue Lämmer. In der Sonne, diehinter ihm versank, erglühten ihre Ränder golden wie Bernstein. Unterdem bleichen Himmel lag die Stadt, und plötzlich kam es Helge zumBewußtsein: das war Rom! Nicht, wie er es in seinen Träumen erschaut —nein, wie es jetzt vor ihm lag.

Alles, was er auf seiner Reise gesehen, hatte ihn enttäuscht, w

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