Leopold Schefer

Die Deportirten

Die Deportirten.


 

Rectorei Rowlandhill,
den 1. Januar 1822.

Lieben, lieben Freunde!

Da ich vielleicht Euch vielen Kummer gemacht habe, wie ich hoffe,hoffe ich nun, da die Sache so gar einen glorreichen Ausgang genommen,Euch gewiß viele Freude zu machen! Man kann Abendsnoch vor Schlafengehn auf dem Stiefelknechte das Bein brechen;und Ich bin um die Welt gereiset, und mir hat kein Zahn wehgethan,kein Haar ist mit gekrümmt worden! Die guten Menschendie, welche alle da rund umherwohnen, lieben, leben und sterben,Gott segne sie! Ich habe nur lauter gute Menschen gefunden! Nichteinmal eine Nachtmütze hab’ ich verloren — ich hatte leider meinebeste und einzige zu Hause gelassen — nur meine schwarzseidenenStrümpfe hat mir eine Art von geistlichen Herren gestohlen. Achnein, nein, nicht gestohlen! ich habe sie ihm im Herzen viel zwanzigmalgeschenkt, als ich sie an meiner Wiederherstellung des Zwickelserkannte; der arme Mann bedurfte ihrer zu seiner Amtskleidung,und sie mögen ihm seine magern Beine, die ihm der Herrstärken wolle, warm halten, wo er geht und steht. Ich bin so freudenvoll,daß ich es Euch gar nicht sagen kann! Ich habe ein Großesüberstanden. Wenn nur meine Mutter noch lebte, oder meinVater, oder nur der Großvater! Gott segne ihn! Wie würde esihm die Seele laben, wenn er meine Geschichte unter seinen Sixpence-Büchleinmit im Lande umher tragen könnte! Gewinn würdeer freilich wenig davon haben, er schenkte gewiß mir zur Liebe alleExemplare weg und sagte: leset nur Leute! das hat mein Sohngethan! — Er war einmal so; wie manchem armen Kinde hat erein schönes Lied, ein Paar Ohrringe geschenkt, die es ansah, dieHände auf dem Rücken, mit sehnsüchtigen Augen, und sich bescheidendemLächeln, wie uns armen Leuten eigen ist. Wenn ich nunauch von mir mit rede, sollte ich hier eigentlich das Imperfectumsetzen: eigen war! Aber Gott erhalte mir die Bescheidenheit, siesteht einem Reichen viel schöner, als einem Armen; denn das sollmir Niemand sagen, daß dieselben Sachen immer dieselben sind.Es kommt gar viel darauf an, wer Etwas hat: ob der Jude diePerle im Schubsacke trägt, oder die Königin in der Krone; obBelisarius Bettelbrot ißt, oder ein geborner Bettler, wollt’ ichsagen: ein gebornes Bettlerkind, nein doch! und kurzweg: ein Bettlerkindoder Bettler. Ich muß mich nämlich jetzt meiner Würdenach, an richtiges Schreiben, oder besser: richtiges Denken gewöhnen,und die Reise hat mir wirklich die Gedanken aufgeräumt.Freunde, wenn ich Euch sagen soll, ich habe viele Gedanken garnicht mehr; ich habe Bilder, Wahrheiten dafür; ach, und nun thunmir oft wieder die vielen falschen, aber so schönen alten Einbildungenleid! Ich kann gar nicht mehr so sehnsüchtig in das Morgenrothschauen. Wenn die Schwalben kommen, wird mir die Brust wärmer,als wenn sie fortziehn. Wenn sie sonst auf dem großen Rasenplatzevor dem Schlosse meines Principals, oder nun — mitRespect zu sagen: meines Schwiegervaters, zur Reise sich übten,schlich ich immer fort und dachte: Du bist ja nur ein Schulmeister,ein armer Lancasterschulmeister, der Gott danken muß, wenner sich nur Zeit Lebens so fort plagen kann. — Das war eigentlichwohl recht unchristlich, recht undankbar gedacht! — WennSir Ho

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