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MIT 118 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN
ZEICHNUNGEN
VON
G. CONZ,
MALER, PROFESSOR AM K. CATHARINENSTIFT IN STUTTGART.
STUTTGART.
VERLAG VON KONRAD WITTWER.
1888.
Alle Rechte vorbehalten.
Druck von Carl Hammer in Stuttgart.
Wer das Schaffen unserer Künstler kennt, der weiss, dassauch der Talentvollste nicht ohne gewissenhaftes und gründlichesStudium zum Ziele gelangt, und dass sie Mühe undArbeit nicht zu scheuen pflegen. Woher kommt es nun, dassdie Mehrzahl der Maler so wenig von der Perspective versteht,welche doch zweifellos eine so wichtige Grundlage ihrer Studienbildet? Die Meisten unterschäzen den Wert derselben nicht,nehmen auch wohl dieses oder jenes Lehrbuch zur Hand, abergewöhnlich nur, um es bald wieder zur Seite zu legen, ohneihren Zweck erreicht zu haben, und wenn man nach demGrunde fragt, so heisst es, das möge alles ganz gut für Architektensein, eigne sich aber nicht für Maler.
Allerdings ist die Art und Weise, in welcher der Architektdie perspectivischen Geseze anwendet, wesentlich verschiedenvon der des Malers und es mag wohl sein, dass die meistenperspectivischen Lehrbücher dem Standpunkt des Lezterenweniger als dem des Ersteren Rechnung tragen.
Der Architekt stellt sich die Aufgabe, das perspectivischeBild eines Gegenstands mathematisch genau zu berechnen aufGrund bestimmter Angaben über die wirkliche (geometrische)Richtung, Grösse und Winkelstellung sämtlicher Linien, wiesie ihm in seinem Grundriss und Aufriss vorliegen. Für denMaler dagegen ist das perspectivische Bild, welches in derNatur oder in seiner Fantasie vor ihm steht, das zuerst Gegebene.In den meisten Fällen ist er darauf angewiesen, zunächstdie perspectivische Richtung und Grösse einzelner für diebeabsichtigte Wirkung seines Bildes wesentlicher Linien, so gutdie Übung seines Auges gestattet, festzustellen und dann erstdie perspectivische Berechnung anzuwenden, um das Übrigemit jenen in richtige Übereinstimmung zu bringen. Für dieseBerechnung fehlen ihm aber, da er selten in der Lage ist,Messungen an seinem Gegenstand vorzunehmen, die genauenund bestimmten Angaben, welche dem Architekten zu Gebotestehen, und welche die Auffassung auch eines geübten Augesnicht vollständig ersezen kann. Er muss daher in der Regelauf eine vollständige perspectivische Genauigkeit aller Teileseines Bildes verzichten und er bezweckt eine solche auchnicht. Man kann sagen, dass er in dieser Beziehung seinerAufgabe genügt, wenn er perspectivische Fehler vermeidet,welche für das Auge eines kundigen Beschauersohne Anwendung einer Berechnung wahrnehmbarund deshalb für die Wirkung des Ganzenstörend wären.
Hieraus ergeben sich einerseits gewisse Schwierigkeiten,welche ein für die Zwecke des Malers geeignetes Lehrbuchder Pe