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Buchtitel

Und Simson sprach:

»Mit dem Kinnbacken eines Esels einenHaufen, zwei Haufen – mit dem Kinnbackenschlug ich tausend Mann. Und als er vollendetzu reden, da warf er den Kinnbackenaus seiner Hand und nannte selbigen Ort:Ramath-Lechi.«Die Richter, 15

Max Brod

Arnold Beer
Das Schicksal eines Juden

Roman

Axel Juncker Verlag
Berlin/Charlottenburg

I.

Arnold Beer war ein hübscher junger Mann, nichteinmal sehr elegant, aber da er in der Stadt häufigmit den elegantesten Leuten zusammen – überdies auchoft mit anderen – angetroffen wurde, nannte man ihnden Eleganten. »Aha, da kommt das Gigerl«, – oder»Die Parta ist da. Ich erkläre den Bummel für eröffnet«,hieß es am Abend auf dem Korso, wenn inden Reihen der gewohnten Spaziergänger und NichtstuerArnold samt seiner Freundschaft erschien; dennschon hatte man hier und dort begonnen, sein unnützesTreiben mit einigem Mißwollen zu beobachten. – Wasüberdies seine Eleganz anbelangt, so irrten die Leuteganz entschieden. Näher betrachtet, bestand Arnoldsso effektvolle Kleidung durchaus nicht aus den tadellosestenStücken, war vielmehr häufig betupft mit einzelnengroßen und mit vielen kleinen Flecken undTropfen, manchmal auch leicht angerissen und zerfasert,der Strohhut vom Regen mattbraun überflossen undweichgedrückt, die Stiefel ohne den rechten Glanz. Allediese Fehler erschienen nun freilich niemals beisammen,sondern sie führten ein einsames Dasein, jeder für sichund an einem andern Tag, konnten aber dem aufmerksamenBeobachter auch in dieser gleichsam fluchtartigenAbwechslung nicht entgehen. Übrigens war Arnoldselbst der letzte, der sich den merkwürdigen und komischenEinzelheiten seines Anzugs verschlossen hätte; im Gegenteil,er pflegte laut und ungeniert, vor Damen undHerren, auf solche gelegentliche Schönheitsmängel hinzuweisenund sich selbst auszulachen, um desto sichereralle, die über ihn erschraken, auslachen zu können. Ernannte sich – denn er hielt für alles Worte bereit undhatte besonders über seine so fragwürdige Wesensart schon oft und unter Schmerzen nachgegrübelt – »einetypische Fernwirkung« und hob hervor, daß er diese»gute Sache« seiner schlanken Gestalt, seinem vorzüglichenblassen Teint und seinen feinen Händen verdanke,lauter Dingen, »für die er natürlich gar nichtskönne«, wie er in einem Anflug pessimistischer und unklarerPhilosophie hinzuzusetzen pflegte. Dann versanker, noch anschließend, über das Thema »Kleider machenLeute« in ausgedehnte trübe Betrachtungen. »Ja,meine Eltern haben das Geld dazu, mein Papa isteine gute alte Firma. Also gelan

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