Erstes Buch der Internationalen Jugendbücherei

A. Bogdanoff

Der rote Stern

Ein utopischer Roman

Aus dem Russischen übertragen
von Hermynia Zur Mühlen

1923
Verlag der Jugendinternationale
Berlin-Schöneberg

Die mit diesem Eindruck versehenen Exemplare dürfen nur an Mitgliederder der 3. Internationale angeschlossenen Organisationen zu ermäßigtenPreisen abgegeben werden.

Alle Rechte insbesondere das der Uebersetzung vorbehalten
Copyright by Verlag der Jugendinternationale, Berlin-Schöneberg, 1923
Druck der Vereinsdruckerei G. m. b. H., Potsdam

Dr. Werner an den Schriftsteller Mirski

Lieber Genosse, ich sende Ihnen Leonids Schriften. Erwollte sie veröffentlichen, – Sie verstehen sich auf dieseDinge besser als ich. Leonid hat sich verborgen. Ich verlassedas Krankenhaus, um ihn zu suchen. Meiner Ansichtnach wird er in den Bergwerksgebieten zu finden sein, wosich eben gewaltige Ereignisse vorbereiten. Anscheinend istdas Ziel seiner Flucht – ein verborgener Selbstmordversuch,die Folge seiner Geisteskrankheit. Und er war doch dervölligen Heilung schon so nahe.

Sobald ich etwas erfahre, werde ich Sie verständigen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
N. Werner.

24. Juli 19..

Leonids Manuskript

Erster Teil

Der Bruch

Es war zu jener Zeit, da in unserem Lande der gewaltigeZusammenbruch seinen Anfang nahm, jener Zusammenbruch,der noch heute weiter geht und der sich, meiner Ansicht nach,dem unvermeidlichen, drohenden Ende nähert.

Die ersten blutigen Tage erschütterten dermaßen das gesellschaftlicheBewußtsein, daß alle den raschen und leuchtendenAusgang des Kampfes erwarteten; es schien, als wäredas Aergste bereits geschehen, als könne es gar nichts Aergeresmehr geben. Niemand vermochte sich vorzustellen, wie unerbittlichstarr die knochige Gespensterhand sei, die allesLebendige erdrosselt hat und auch noch heute in ihrer verkrampftenUmarmung festhält.

Die Erregung des Kampfes durchströmte die Massen. DieSeelen der Menschen eilten unbändig der Zukunft entgegen,die Gegenwart verschwamm in einem rosigen Nebel, dieVergangenheit entschwand irgendwo, in weiten Fernen,wurde aus den Augen verloren. Alle menschlichen Verhältnissewaren unsicher und verschwommen, wie noch nie zuvor.

In jenen Tagen ereignete sich all das, was mein Lebenverwandelte und mich aus der Sturzflut des proletarischenKampfes fortriß.

Trotz meiner siebenundzwanzig Jahre war ich in der Arbeiterparteieiner der „Alten“. Es wurden mir sechs Jahreder Arbeit angerechnet, unterbrochen durch ein Jahr Gefängnis.Früher als manch anderer fühlte ich das Nahen desSturm

...

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