Deutsche Volksmärchen
vom Berggeist und Herrn
des Riesengebirges
Für die Jugend bearbeitet von
Rudolf Reichardt
Mit Illustrationen in Farbendruck
nach Originalen von Eugen Siegert
Meidinger’s Jugendschriften Verlag G. m. b. H.
Berlin
Im Südosten unseres lieben deutschen Vaterlandes breitet sich einGebirge aus, das man seiner großartigen Naturbeschaffenheitund seiner Ausdehnung halber das Riesengebirge nennt. Esbildet einen Teil der Sudeten und scheidet Schlesien von Böhmen undMähren. Mächtige Berge, wie die Riesen- oder Schneekoppe, dasHohe Rad und die Sturmhaube, ragen weit in die Wolken hinein,und zwischen den felsigen Höhen haben starke Flüsse, z. B. die Elbeund der Bober, ihren Ursprung. In diesem Gebirge haust, wie sichdas Volk erzählt, ein Gnom oder Geist, der sich selbst als den „Herrnoder Berggeist des Gebirges“ bezeichnet, vom neckenden Volksmundeaber „Rübezahl“ genannt wird.
Der Fürst der Berggeister besitzt zwar auf der Oberfläche derErde nur ein kleines Gebiet von wenig Meilen im Umfang, mit einerKette von Bergen umschlossen; aber wenige Klafter unter der urbarenErdrinde hebt seine Alleinherrschaft an, die ihm niemand schmälernkann, und erstreckt sich auf achthundertsechzig Meilen in die Tiefe biszum Mittelpunkt der Erde. Zuweilen gefällt es