Der Weltkrieg

Druck von
W. Vobach & Co.
Berlin N. 4.

Der Weltkrieg

Deutsche Träume

Roman

von

August Niemann

Berlin-Leipzig

Verlag von W. Vobach & Co.

Alle Rechte,
insbesondere das Recht der Uebersetzung in
andere Sprachen, vorbehalten.

Nachdruck wird gerichtlich verfolgt.

Copyright 1904 by W. Vobach & Co.

In meiner Erinnerung taucht der britische Oberst auf, der mirin Kalkutta sagte: Dreimal bin ich hierher nach Indienkommandiert worden. Vor fünfundzwanzig Jahren als Leutnant:— damals standen die Russen fünfzehnhundert Meilen von derindischen Grenze entfernt. Dann als Kapitän vor zehn Jahren: —und damals standen die Russen nur noch fünfhundert Meilen entfernt.Vor einem Jahre als Oberstleutnant: — die Russen stehenunmittelbar vor den Pässen, die nach Indien führen.

Die Weltkarte entfaltet sich vor meinen Blicken.

Alle Meere durchpflügt von den Kielen britischer Kriegsschiffe,alle Küsten besetzt mit Kohlenstationen und Festungen der britischenWeltmacht. Die Herrschaft über den Erdkreis ist bei England, undEngland will sie behalten, es kann nicht dulden, daß der russischeKoloß Leben und Bewegung aus dem Meere trinkt.

„Ohne Englands Erlaubnis darf keine Kanone auf dem Meereabgefeuert werden,“ sagte einst William Pitt, Englands größterStaatsmann.

Seit langen Jahren wächst England empor durch den Zwiespaltder kontinentalen Mächte unter sich. Fast alle Kriege seit Jahrhundertensind zum Vorteil Englands geführt, fast alle von Englandangestiftet worden. Nur als der Genius Bismarcks über Deutschlandwachte, besann der deutsche Michel sich auf seine Kraft und kriegtefür sich selbst.

[S. 6]

Soll es dahin kommen, daß Deutschland Luft und Licht unddas tägliche Brot nur noch der Gnade Englands verdankt? Oderlebt noch die alte Kraft in Michels Armen?

Werden die drei Mächte, die im Vertrage von Schimonosekinach dem Siege Japans über China zusammenstanden, umEnglands Pläne zu vereiteln, werden Deutschland, Frankreich undRußland noch länger müßig bleiben, oder werden sie sich zu gemeinsamemHandeln die Hände reichen?

Im Geiste sehe ich die Heere und Flotten Deutschlands, Frankreichsund Rußlands sich in Bewegung setzen gegen den allgemeinenFeind, der mit Polypenarmen die Weltkugel umklammert. Befreiungaus seinen erstickenden Schlingen bringt für ganz Europa der eherneAnsturm der alliierten drei Mächte. Die Zukunft trägt den großenKrieg in ihrem Schoße.

Es ist keine Geschichte aus der Vergangenheit, die ich in denfolgenden Blättern schildere. Es ist das Bild, wie es sich klar vormeiner

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